1980-1995: Die Computerrevolution

Computer sind allgegenwärtig. Für uns, die in den 1970er-Jahren Geborenen und in den 1990er-Jahren Ausgebildeten, waren sie schon immer da. In der Ingenieurschule Freiburg beginnt die Computerrevolution im Laufe der 1970er-Jahre und nimmt zwischen 1980 und 1995 so richtig Fahrt auf.

François Hemmer, den wir zu einem späteren Zeitpunkt noch porträtieren werden, spielt bei dieser Revolution eine wichtige Rolle. Als Professor in der Abteilung für Elektrotechnik, stellvertretender Direktor ab 1975 und Direktor ab 1980 war er «eine treibende Kraft im Hinblick auf die Ausstattung der Schule für den Informatikunterricht», erzählt Jacques Crausaz in einem Gespräch, das wir im Sommer mit ihm geführt haben.

Nach seinem Abschluss an der Schule im Jahr 1969 wurde Jacques Crausaz 1973 von François Hemmer als technischer Mitarbeiter eingestellt. Später übernahm er Vorlesungen in den Bereichen Mathematik und Elektronik und bildete sich gleichzeitig im Bereich der technischen Informatik weiter. 1980 trat Jacques Crausaz die Nachfolge von François Hemmer als Dekan des Studiengangs Elektrotechnik, nach der Ernennung Hemmers zum Direktor. Danach bekleidete Jacques Crausaz dieses Amt bis 2011 und ging 2015 in den Ruhestand.

Am 28. Juni 1977 präsentierte La Liberté das neue, von der Ingenieurschule Freiburg entwickelte Zeitmesssystem.

Technische Informatik

1977 beginnen François Hemmer, Jacques Crausaz und weitere Professoren mit der Entwicklung der ersten Computersysteme. Ein erstes wichtiges Projekt, die Zeitmessung beim Murtenlauf – siehe Bild –, sollte die neue Rolle der Schule im Dienst der Wirtschaft prägen: Damals wurde von „Zusammenarbeit mit der Industrie“ gesprochen. Es war ein Schlüsselmoment in der Geschichte der Schule. «Das Projekt vereinigte mechanische, elektronische und computertechnische Fähigkeiten in sich. Es war unser erstes grosses Informatikprojekt. Die Schule war nun in der Lage, komplexe, auf den Computertechnologien basierende Systeme zu entwickeln und aufzubauen. Sie handelte proaktiv und stellte ihre Infrastruktur und ihre Kompetenzen in diesem Bereich in den Dienst der KMU. Basierend auf diesen ersten Erfahrungen ergaben sich zahlreiche Forschungsgegenstände», meint Jacques Crausaz.

«Neben der technischen Informatik nutzte die Schule programmierbare Systeme – vom Mikroprozessor bis zum Minicomputer – zur Herstellung von Geräten und Automaten. Die Nachfrage der Wirtschaft und die Begeisterung der Studierenden für die Informatik als „Informationstechnologie“ kamen erst viel später. Die Ausbildung in Informatik wurde neu ausgerichtet. Die heutigen Informatiker sind „software-orientiert“, sie beschäftigen sich weniger mit der Technik und mit der Entwicklung von Hardware. Die technische Informatik, insbesondere die Entwicklung von „eingebetteten Computersystemen“, die sowohl Hardware als auch Software umfassen, ist zu einer Domäne der Elektronikingenieure geworden.»

Im Jahresbericht 1982-1983 ist zu lesen: «In Bezug auf die Industrieinformatik kann man schon beinahe von einer Tradition sprechen, die unsere Schule in diesem Fachbereich aufweist. Seit dem Auftreten der ersten Mikroprozessoren können die Studierenden im Rahmen des Wahlfachs Informatik der Abteilung Elektrotechnik Vorlesungen und Laborübungen zur Hardware und Software dieser programmierbaren Schaltungen besuchen»[1].

Hierzu ist anzumerken, dass dank erheblicher Investitionen Informatiktools für die Entwicklung von Computer- und Elektroniksystemen in die Ausbildung der Ingenieure integriert worden sind. Unter der Leitung von Dominique Rhême, Professor für Elektronik, und Marcel Gremaud, Elektronikkonstrukteur, wurde in den Entwicklungsbüros und Elektroniklabors eine computergestützte Informatikplattform für Ingenieurwesen eingerichtet. Diese Infrastrukturen werden bei der Entwicklung der angewandten Forschung in den Bereichen Elektronik und Mikroelektronik eine entscheidende Rolle spielen.

Technischer Fortschritt und Transition: Anstellung von neuen Professoren

Um die Entwicklung der Informatikausbildung zu fördern, werden neue Professoren eingestellt:

«Es ist zu verschiedenen Wechseln gekommen, damit wir den Unterricht in den neuen Fächern gewährleisten können, insbesondere derjenigen, die in den neuen Lehrplan der Abteilung Elektrotechnik aufgenommen wurden. Vier neue Professoren wurden fest angestellt:

Jacques BERSIER, Ing. HTL, wurde zum Professor für computergestützte Konstruktion ernannt (CAD: computer-aided design)

Michel RAST, Ing. dipl. ETHZ, wurde zum Professor für Informatik ernannt

Jean-Luc TINGUELY, Ing. dipl. EPFL, wurde zum Professor für das Labor für industrielle Elektronik ernannt.

Ottar JOHNSEN, Dr. sc. techn., wurde zum Professor für Telekommunikation ernannt»[2]

Wir werden später im Kapitel auf Jacques Bersier und seine Rolle auf dem Gebiet der computergestützten Konstruktion zurückkommen. Michel Rast – den wir zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls porträtieren werden – tritt 2002 die Nachfolge von François Hemmer als Direktor der Schule an. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass zwischen 1980 und 2012 nach der Ära der Physiker zwei Spezialisten der Elektrotechnik die Schule leiten werden.

Jean-Luc Tinguely hingegen bleibt nicht lange an der Schule. «Im März 1990 haben sich Jean-Luc Tinguely und Olivier Glasson zusammengetan, mit der Idee, die Steuerung von Produktionsmaschinen mit Hilfe neuster Computertechnologien zu modernisieren. Es ist die Geburtsstunde von Infoteam Informatique Technique, aus der später die Gruppe Infoteam entstehen sollte.»[3]

Ottar Johnsen, der sich an der Schule auf den Bereich „Signalverarbeitung“ spezialisiert, lehrt bis 2016 an der Schule.

«In Anbetracht der technologischen Entwicklung müssen jedoch schon bald erhebliche Anstrengungen unternommen werden, um die Computerausrüstung sämtlicher Abteilungen der Schule vervollständigen.»[4] Ein Jahr wird ein Mann angestellt, der ebenfalls noch eine wichtige Rolle spielen sollte:

«Die zunehmende Zahl der Computerausrüstungen an der Schule machte es erforderlich, eine neue Stelle für die Wartung der Hard- und Software dieser Systeme zu schaffen. Seit Mai ist Marcel Gremaud, Ing. HTL, für die Computersysteme verantwortlich.»[5]

Die Informatik in der Mechanik

Die Informatik hat auch einen tiefgreifenden Einfluss auf den Studiengang der Mechanik. Jacques Bersier, den wir bereits erwähnt haben und auf den wir in einem eigenen Kapitel über die Forschung zurückkommen werden, beginnt sich für die computergestützte Konstruktion zu interessieren, als er zu Beginn der 1980er-Jahre in der Industrie arbeitet. «Ich arbeitete bei Sulzer in Winterthur in der Entwicklung von Schiff-Dieselmotoren. Alle Entwicklungen erfolgten auf dem Reissbrett. Ich habe meinem Arbeitgeber deshalb vorgeschlagen, in den Entwicklungsbüros CAD zu verwenden. Ich habe mich entsprechend weitergebildet und konnte dies im Unternehmen einführen.» Wenig später bietet ihm André Schultheiss eine Stelle als Professor an der Schule an. Jacques Bersier sagt zu und beginnt zunächst mit einem Pensum von 20%, dann von 30%. 1984 wird er schliesslich zum Professor ernannt.

«Ich wurde mit dem Auftrag eingestellt, ein Labor für computergestütztes Design einzurichten. Im Frühling 1987 konnten wir mit den ersten Vorlesungen starten. Wir haben verschiedene Softwares evaluiert und unser Ziel war es, die 3D-Modellisierung zu entwickeln und nicht nur zweidimensionale Zeichenprogramme zu verwenden. Ich wollte, dass die 3D-Modelle in der Lage sind, die Herstellung und das Verhalten von Werkstücken sowohl statisch, dynamisch als auch thermisch zu simulieren. Dafür sollte nur eine einzige Datenbank verwendet werden. Das war ein ziemlich bahnbrechendes Unterfangen.»

Diese Technologien verändern den Unterricht in Mechanik an der Schule tiefgreifend.

Das Aufkommen der Telekommunikation

1992 stellte Antoine Delley den ETS-Kurs für Telekommunikationstechnik vor.

Eine weitere Person prägt die Entwicklung der Schule nachhaltig. 1990 kommt Antoine Delley an die Schule. Im Jahresbericht 1990-1991 wird der neue Professor vorgestellt:

«Antoine DELLEY, Ing. HTL, ist Spezialist auf dem Gebiet der Telekommunikation. Wir schätzen uns glücklich, auf seine Kompetenzen zählen zu dürfen und ihm die Leitung des gemeinsam mit den PTT geschaffenen Studiengangs für Telekommunikationsingenieure anzuvertrauen, der nächstens an unserer Schule startet.» Wir schreiben das Jahr 1992.

«Antoine war eine unglaublich treibende Kraft. Er begann seine Karriere bei Autophon in Solothurn. Er arbeitete in der Entwicklung der Telefonie, genauer gesagt an ihrer Digitalisierung und an der Entwicklung der Video-Telefonie», erzählt Jacques Crausaz.

Von Beginn weg spielt Antoine Delley eine führende Rolle und ist an allen Entwicklungen im Bereich der Informatik und der Telekommunikation beteiligt. Als das WTZ-FR gegründet wird, übernimmt er die Leitung des ersten Clusters, das den Informations- und Telekommunikationstechnologien gewidmet ist.

«Er wirkte auch in den Kommissionen für Normen mit. Er spielte damit eine sehr wichtige Rolle für die Glaubwürdigkeit der Schule. Dies war für Telecom PTT zweifelsohne ein Grund, in die Infrastrukturen der Schule zu investieren», fügt er hinzu.

Hinter den engen Verbindungen zwischen der Schule und den PTT steht François Hemmer. Sie haben es der Schule ermöglicht, eine führende Rolle in diesem Bereich zu übernehmen. Anlässlich der Abschlussfeier des akademischen Jahres 1992-1993 hält der Direktor eine Rede:

«Parallel zum Neubau wollen wir unsere Aktivitäten ausweiten, indem wir unsere Stärken entwickeln, damit unsere Schule zu einem Kompetenzzentrum in klar festgelegten Bereichen wird. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Telekommunikation. Dank der wichtigen Unterstützung der PTT konnten wir ein besonders gut ausgestattetes Telekommunikationslabor einrichten. Auf diese Weise konnte die Ingenieurschule zahlreiche Aktivitäten im Bereich der Telekommunikation entwickeln.»[6]

Der Direktor geht näher auf die Art dieser Unterstützung ein:

«Im laufenden Schuljahr hat die Generaldirektion der Telekom PTT die Kosten für die Neuanschaffungen des Telekommunikationslabors in Höhe von rund 535’000 Franken übernommen. Zudem hat sie die gesamten Betriebskosten des Labors gedeckt.

Die Fernmeldedirektion Freiburg stellt dem Telekommunikationslabor eine digitale Richtfunkverbindung mit dem Mont Gibloux zu Verfügung. Ausserdem stellt sie der Ingenieurschule einen technischen Mitarbeiter auf Teilzeitbasis zu Verfügung, Patrick Gaillet. Seine Tätigkeit an der Schule umfasst den Unterricht an der École de techniciens en télécommunications sowie die Mitwirkung an praktischen Arbeiten und Semesterprojekten der Telekommunikationsklasse.»[7]

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[1] Jahresbericht 1982-83, S. 4

[2] Jahresbericht 1984-1985, S. 9-10

[3] https://www.infoteam-group.com/historique/

[4] Jahresbericht 1984-1985, S. 13

[5] Jahresbericht 1985-1986, S. 5

[6] Jahresbericht 1992-1993

[7] Jahresbericht 1994-1995, S.23