Jacques Bersier war von 2003 bis zu seiner Pensionierung am 31. August 2021 stellvertretender Direktor und Verantwortlicher der anwendungsorientierten Forschung (aF&E) der HTA-FR. Er verbrachte 45 Jahre seines Lebens an der Schule, von seiner Ausbildung über seine Lehrtätigkeit bis zu seiner Zeit in der Direktion. Er hatte einen grossen Einfluss auf die Entwicklung der Forschung an der Institution und war entscheidend an der Organisation der Feierlichkeiten des 125-Jahr-Jubiläums beteiligt.
Wie stand es um die Forschung, als Sie Ihre Lehrtätigkeit aufgenommen haben?
Im Jahr 1984 ging es noch nicht um die Forschung, sondern um die Zusammenarbeit mit den Unternehmen in Form von Semesterabschluss- und Studienabschlussprojekten. Gelegentlich hatte ein Professor ein aussergewöhnliches Projekt, aber das kam eher selten vor. Die Bachelor- und Masterprojekte der Studierenden spielen bei der Zusammenarbeit mit den Unternehmen nach wie vor eine wichtige Rolle, wir haben jedoch zahlreiche weitere Instrumente entwickelt.
Welche Kontakte hatten Sie 1984 mit den Unternehmen?
Meine Aufgabe war es, computergestütztes Design an der Schule einzuführen und zu entwickeln. Ich habe rasch mit Unternehmen zusammengearbeitet, die die gleiche Software wie wir verwendeten, da das Unternehmen, das diese vertrieb, mich gebeten hat, es bei der Vermarktung in der Schweiz zu unterstützen. Ich habe an Demonstrationen für seine Kunden teilgenommen und diese anschliessend in der Anwendung der Software geschult. Auf diese Weise konnte ich viele Kontakte mit der Industrie knüpfen.
Ich erinnere mich besonders an einen Kurs bei Sauber, die mit Petronas zusammenarbeiteten. Ich hatte die Gelegenheit, malaysische Ingenieure in der Strukturberechnung mit finiten Elementen auszubilden. Neben der dynamischen Simulation von Mehrkörpersystemen war dies eine meiner Leidenschaften, die zu zahlreichen weiteren Zusammenarbeiten geführt hat.
2003 übernahmen Sie die Leitung der Forschung an der Schule. Wie ist es dazu gekommen?
Ich habe mich natürlich auf die Zusammenarbeit mit den Unternehmen konzentriert, erst in Form von Dienstleistungen, Entwicklungen und Analysen. Mit der Gründung der Fachhochschulen begann man, von angewandter Forschung zu sprechen, die neben der Ausbildung, den Dienstleistungen und den nationalen und internationalen Beziehungen zu den Aufgaben der Hochschule gehört. Ich habe diesen Aspekt im Rahmen von Gemeinschaftsprojekten mit der sozio-professionellen Welt umgesetzt und dies hat mich auch in allen meinen späteren Tätigkeiten motiviert.
Wie war die Forschung im Jahr 2003 konkret organisiert?
In Form von Kompetenzgruppen in den drei Abteilungen der Schule: die Abteilung für Informations- und Kommunikationstechnologien, die Abteilung für Bauwesen und die Abteilung für Industrielle Technologien.
Gleichzeitig wollte ich auch, dass die Studierenden im Rahmen ihrer Projekte mit ausländischen Partnern zusammenarbeiten: Sie konnten mit Unternehmen in den USA, Belgien, Mexiko, Kanada usw. arbeiten.
Zwei Jahre, nachdem Sie zum stellvertretenden Direktor ernannt wurden, hatten Sie die Idee, Cluster zu gründen. Wie kam es dazu?
Alles drehte sich um die Frage, wie die Forschung intensiviert werden konnte. Meine Idee war es, dies durch die Gründung von Clustern zu erreichen, indem Forscher und Entwicklungsverantwortliche von Unternehmen an einen Tisch gebracht werden, um neue Projekte zu lancieren. Dies hat mich im Juni 2005 veranlasst, mit der Unterstützung von Philippe Gugler von der Universität Freiburg ein Seminar über die Gründung eines Freiburger Industrieclusters zu veranstalten.
In diesem Seminar ist uns klar geworden, dass der Begriff des „Industrieclusters“ zu breit gefasst war. Ich hatte viele Beispiele aus der Kunststoffindustrie verwendet und im Herbst desselben Jahres habe ich das Swiss Plastic Cluster gegründet. So hat alles angefangen. Kurze Zeit später haben wir mit Antoine Delley ein neues Cluster rund um die Informations- und Kommunikationstechnologien gegründet.
In der Folge haben wir uns die Frage gestellt, wie diese Cluster gefördert werden können, da wir ja weder über einen Verein noch über Mitgliederbeiträge verfügten und es ohne Geld unmöglich war, diese Ideen voranzutreiben. Daraufhin haben wir beschlossen, Vereine zu gründen.
In dieser Zeit, um 2007-2008, habe ich zum ersten Mal vom Programm der Neuen Regionalpolitik gehört. In den Diskussionen kam das Konzept der Cluster zur Sprache und ich sagte mir, dass im Kanton Freiburg etwas für die Technologie getan werden muss. Mit den finanziellen Mitteln des Kantons und des Bundes wollte ich die Entwicklung der Innovation in den Clustern intensivieren. Ich habe ein NRP-Projekt eingereicht, um ein Wissenschafts- und Technologiezentrum zu gründen, das die notwendigen Mittel aufbringen sollte, um kollaborative Projekte zu finanzieren.
Kollaborative Projekte stehen auch heute noch im Zentrum der regionalen Innovation. Wie aber haben sich die Beziehungen zwischen dem WTZ-FR und der aF&E der Schule entwickelt?
Als Jean-Nicolas Aebischer 2012 die Leitung der Schule übernahm, haben wir beschlossen, uns von Kompetenzgruppen zu echten Forschungsinstituten zu entwickeln. Wir haben eine Projektausschreibung durchgeführt, mit dem Ziel, wirklich interdisziplinäre Institute zu entwickeln. Die Vorschläge wurden von einer Expertenkommission geprüft, der auch Unternehmer aus dem Kanton angehörten. Und wir haben die 10 Institute gegründet, die heute noch aktiv sind und die den aF&E-Bereich der Schule stark gefördert haben.
Diese neue Struktur hat es erlaubt, unsere Forscherinnen und Forscher bei den Unternehmen besser zu positionieren und unsere Institute stärker in blueFACTORY einzubinden. Die Gründung von drei Kompetenzzentren – Robust and Safe Systems Center, Plastics Innovation Competence Center und Digital Printing Center – sowie Innosquare, der Nachfolger des WTZ-FR, hat den Instituten ebenfalls Auftrieb gegeben.
Letztlich waren es zwei parallele Entwicklungen – die schulinternen Institute und das WTZ-FR –, die zum Erfolg beigetragen haben?
Im Jahr 1977, als François Hemmer sein Projekt zur Zeitmessung am Murtenlauf lancierte, sprach man noch von industrieller Zusammenarbeit. Mit der Gründung der Fachhochschule kann bereits von angewandter Forschung und Entwicklung gesprochen werden und heute trägt die HTA-FR entscheidend zur kantonalen Innovation bei. Alle diese Schritte erfolgten in weniger als zwanzig Jahren und wir haben das Leben im Kanton bereichert.
Dank dieser verschiedenen Entwicklungen konnten wir den Jahresumsatz der Forschung von 5,7 Millionen im Jahr 2004 auf 9 Millionen im Jahr 2010, auf 12,2 Millionen im Jahr 2012 und auf 18,8 Millionen im Jahr 2019 – unser Rekordjahr – steigern.
In den vergangenen Jahren haben Sie auch europäische Projekte im Zusammenhang mit den Clustern durchgeführt. Was waren ihre Ziele?
Als Verantwortlicher der aF&E musste ich Projekte durchführen und ich habe mich auf die regionale Wirtschaftsentwicklung im Zusammenhang mit den Clustern konzentriert, was mich dazu brachte, europäische Projekte wie Interreg B, Espace Alpin durchzuführen, da dieses Programm meinen Interessen entsprach.
Es war auch eine persönliche Herausforderung, die Forschung zu leiten und weiterhin Projekte durchzuführen, die nichts mit meiner Lehrtätigkeit im Bereich der digitalen Simulation zu tun hatten. Ich habe mich auf die aktuellen Bedürfnisse konzentriert, d.h. auf die Entwicklung des WTZ-FR und von Clustern, die die Tätigkeit unserer Institute förderten.
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